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Der Smaragd der Königin

cbj

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Erschienen am 02.06.2008
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570219140
Sprache: Deutsch
Umfang: 127 S.
Format (T/L/B): 1.3 x 18.5 x 12.5 cm
Lesealter: 10-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein aufregendes Krimi-Abenteuer Fassadenklettern, Tresore knacken – von Opa Puschkin, dem Ex-Meisterdieb, lernt Pia richtig Aufregendes. Die Tatsache, dass Opa wirklich einen neuen Coup plant, schiebt Pia erstmal von sich. Sie wird es Opa schon noch ausreden, den „Smaragd der Königin“ zu klauen, der angeblich ewige Gesundheit verleiht. Doch als Puschkin schwer erkrankt, wird aus dem Coup plötzlich Ernst …

Autorenportrait

Jürgen Banscherus, geb. 1949, arbeitete nach einem geistes- und sozialwissenschaftlichem Studium als Journalist, Lektor und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er ist Mitglied im PEN und Vorsitzender der Jury beim Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er erfolgreich für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und sind in 22 Sprachen übersetzt. 2010 erhielt er als erster Kinderbuchautor den renommierten Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis. Er hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau im Ruhrgebiet.

Leseprobe

Vor dem Rathaus, dessen Turm seinen Schatten über den Fischmarkt wirft, sitzt Pia auf der Bordsteinkante und befühlt vorsichtig ihre Backe. Dick ist die, mein lieber Mann, und sie wird immer dicker. Außerdem kann Pia spüren, wie ihr linkes Auge zuschwillt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie nichts mehr sehen kann. Zum Glück sind ihre Zähne heil geblieben, wenigstens das. Ein abgebrochener Zahn hätte ihr gerade noch gefehlt. Als Alex in der großen Pause mit seiner linken Geraden auf ihren Kopf zielte, hat sich Pia, wie sie es gelernt hat, weggeduckt. Aber genau darauf hatte Alex wohl gewartet. Mit einem rechten Aufwärtshaken erwischte er sie am Auge, danach mit einer linken Geraden an der Backe. Ein paar Minuten später hat sie ihn k.o. geschlagen, Alex hatte keine Chance. Aber das ändert nichts daran: Mit ihrem zerbeulten Gesicht sieht Pia aus wie Frankensteins Tochter. Wütend tritt sie gegen eine leere Cola-Dose. Warum haben ihre Eltern sie bloß Pia genannt? Wussten sie nicht, wie oberpeinlich der Name ist? Gleich in der ersten Stunde des neuen Schuljahrs hat ihr Religionslehrer erklärt, dass Pia aus dem Lateinischen käme und 'die Fromme' heiße. Natürlich kringelten sich ihre Mitschüler vor Lachen, sie selbst hätte sich am liebsten unter der Bank verkrochen. Über ihre knallroten Haare hatten sich Alex und ein paar andere schon vorher lustig gemacht. Jetzt war noch ihr dämlicher Name dazugekommen. Deshalb hat es am Morgen auch den Streit gegeben. Alex ist über den Schulhof gerannt und hat 'Es brennt! Es brennt! Die Fromme brennt!' gebrüllt. Alle haben geguckt, sogar der Lennart aus der 7, in den sie manchmal verknallt ist. Was ist ihr da übrig geblieben, als Alex eins auf die Nase zu geben? Er war schuld an der Prügelei, aber das haben sie ihr in der Schule nicht geglaubt, natürlich nicht, die haben was gegen sie. Und deshalb steckt jetzt ein Brief an die Eltern in Pias Schultasche. Es ist schon der zweite in diesem Schuljahr. Beim ersten Mal hat sie sich mit Sven geprügelt. Allerdings hat ihr Gesicht hinterher nicht halb so schlimm ausgesehen wie nach dem Kampf mit Alex. Warum haben ihre Eltern sie nicht Katharina genannt? Der Name passt doch viel besser zu ihr. Immerhin war Katharina Zarin und, wenn Pia das im Fernsehen richtig mitgekriegt hat, die mächtigste Frau Russlands. Gegen Madonna hat sie auch nichts. Oder gegen Marilyn. Aber nein, es hat Pia sein müssen. Die Mädchen in ihrer Klasse haben so doofe Namen wie Laura, Julia oder Friederike. Trotzdem würde sie mit jeder von ihnen tauschen. Während Pia durch die Stadt läuft und sich ärgert, wacht Puschkin auf. Die Uhr auf dem Nachtschränkchen zeigt halb eins, nicht zu fassen, wie lange er geschlafen hat. Durchs Dachfenster scheint die Sonne ins Zimmer, eine einsame Wolke schippert Richtung Hafen. 'Mittagessen ist fertig!', hört Puschkin Viola rufen. 'Es gibt Tofuschnitzel!' Er verzieht das faltige Gesicht zu einer Grimasse. 'Ich bin krank', nuschelt er in sein Kopfkissen. 'Lass mich bloß mit deinen Pappschnitzeln in Frieden!' Ächzend dreht er sich auf die Seite und greift nach der Kassette, die neben ihm auf dem Nachtschränkchen liegt. Doktor Höppner hat sie ihm bei seinem letzten Besuch mitgebracht. Wann war das? Gestern? Oder letzte Woche? Puschkin kann sich nicht erinnern, in letzter Zeit spielt sein Gedächtnis manchmal verrückt. Er nimmt sein Gebiss aus dem Wasserglas, steckt es sich umständlich in den Mund und setzt die Lesebrille auf. Seit er einmal aus Versehen drauf geschlafen hat, sind beide Bügel mit Leukoplast geflickt. Alle machen Witze darüber, aber ihn lässt das kalt. Er hängt an seiner Brille, er will keine andere. 'Mentales Schwindeltraining' steht handgeschrieben auf dem Rücken der Kassette, Puschkin hat Mühe, die Schrift zu entziffern. Was hat sich der Doktor bloß dabei gedacht? So ein Training ist was für Staubsaugervertreter. Oder Politiker. Jedenfalls bestimmt nichts für einen alten Knacker wie ihn. Außerdem k Leseprobe