0

Kopf oder Zahl

Gewinnen oder verspielen wir unsere Zukunft?

Erschienen am 15.08.2007
16,95 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608944532
Sprache: Deutsch
Umfang: 155 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 20.5 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine ebenso kritische wie visionäre Schrift über Deutschland im Wandel. Auf der einen Seite: Zukunftsängste in allen Generationen trotz aller Reformen, anhaltende Bildungskrise, wachsende soziale Spaltung trotz steigender Gewinne und Vertrauensverluste. Es sind die Folgen einer einseitig zahlengetriebenen, ökonomistischen Denkweise, die seit langem anmaßend Einzug gehalten hat. Für jeden ersichtlich greift ein solches Handeln fast überall zu kurz und gefährdet auf Dauer die Wirtschaft selbst. Auf der anderen Seite: Ansätze, die Mut machen, das Aufbrechen alter Strukturen und das Entstehen einer inneren Reformbewegung von Bürgern, die sich eigenverantwortlich und kreativ für Bildung und Wissenschaft, für innovative soziale und ökologische Projekte und für die Zukunft des Gemeinwesens engagieren. Wollen wir in der globalen Wissensgesellschaft bestehen, so der Leitgedanke des Autors, brauchen wir eine Neugewichtung unserer intellektuellen, sozialen und kulturellen Ressourcen. Es geht um einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel, den man in der Devise zusammenfassen könnte: 'Besser statt mehr'. Eine Denk-Schrift, die anregt, selbst zu denken und verantwortlich zu handeln.

Autorenportrait

Bernhard von Mutius, Sozialwissenschaftler und Philosoph, gilt als einer der einflussreichsten Denker im deutschsprachigen Raum, die sich disziplinübergreifend mit Zukunftsfragen und dem gesellschaftlichen Wandel beschäftigen. Zahlreiche Publikationen, Vorträge und Fernsehauftritte machten seine Analysen und Ideen über Erneuerungsprozesse in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur einem breiten Publikum bekannt.

Leseprobe

PROLOG: DAS LAND UND DIE IDEEN Die Gedanken gelten als schwer in Deutschland. Und von der Theorie sagt man, sie sei grau. Das lernen die Schüler allerorten, sind aber im PISA-Vergleich bislang keine Meister geworden. Wer erinnert sich heute noch daran, dass es die Worte von Mephisto waren, die der Theorie diese Farbe zumaßen: "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie", will er dem Schüler weismachen, "und grün des Lebens goldner Baum." Derselbe Mephisto, der den soeben geschlossenen Pakt mit Faust mit den Worten besiegelt: "Verachte nur Vernunft und Wissenschaft, des Menschen allerhöchste Kraft. so hab ich dich schon unbedingt!. Den schlepp ich durch das wilde Leben, durch flache Unbedeutenheit, er soll mir zappeln, starren, kleben." - Wer weiß noch, dass Aristoteles seine Metaphysik mit den Worten beginnt: "Jeder Mensch strebt von Natur aus nach Wissen"? Und wer bedenkt, dass Aristoteles etwas später den Unterschied zwischen den Menschen und anderen Lebewesen wie folgt beschreibt: Im Unterschied zu anderen Lebewesen "lebt das Menschengeschlecht mit Kunst und Nachdenken"? Das Land der Ideen wollen wir sein und müssten es sein, wollen wir in dieser Umbruchszeit auf dem schwierigen Weg von der Industriegesellschaft zur so genannten Wissensgesellschaft vorankommen. Doch just in dieser ungemein spannenden geschichtlichen Phase scheint Mephisto einen späten, dafür um so totaleren Triumph über Faust errungen zu haben: An den Dingen klebend, auf den Bildschirm starrend, zappen wir uns durch flache Unbedeutenheiten. Mephisto lacht sich ins Fäustchen. Oder sollte ich mich irren? Und wenn ja: was gibt Anlass zur Hoffnung? Hat sich der Wind gedreht? [.] Weiter so oder vielleicht anders? Ich höre schon die Einwände: Gesellschaftlicher Umbruch, Transformationsperiode, Wissensgesellschaft - das sind doch alles Abstraktionen. Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen und uns dabei etwas mehr anstrengen, dann klappt das schon. Sicher, das sind Abstraktionen. Und Schritt für Schritt müssen wir immer gehen - oder ist schon jemals jemand anders gegangen? Die Frage ist nur, ob wir ohne eine gewisse Abstraktion von dem unmittelbar vor uns Liegenden irgendeine Vorstellung entwickeln können, in welche Richtung wir gehen? Man kann auch andere Begriffe wählen. Beispielsweise könnte man statt von der Wissensgesellschaft von der Kreativitätsgesellschaft sprechen, wie ich es einmal vorgeschlagen habe. Aber das ist nicht das Entscheidende. Ich klebe überhaupt nicht an bestimmten Begriffen. Es sind vorläufige, provisorisch aufgestellte Wegweiser in einem noch weithin unerforschten Gelände. Entscheidend ist, dass wir ohne abstrahierende Begriffe, die uns vielleicht eine Orientierung über den Tag hinaus bieten können, an den Dingen kleben. So wie wir sie schon immer vorgefunden haben. Wenn ich von einer Transformationsperiode spreche, dann ist damit gemeint, dass es sich um einen höchst widersprüchlichen, komplexen und langfristigen Prozess handelt, in dem das Alte und Neue mannigfach miteinander vermischt erscheinen. Und zwar in einer oft undurchschaubaren Weise, sodass man nie sicher sein kann, welche der im Widerstreit liegenden Kräfte augenblicklich die Oberhand haben. So erleben wir ja gerade in diesen Jahren in vielen Gegenden der Welt einen neuen Schub der Industrialisierung, ein neues, vielleicht letztes Aufbäumen der Kräfte des Industriezeitalters, das im weltweiten Kampf um die knapper werdenden fossilen Energien und andere wertvolle materielle Rohstoffe seinen sichtbaren Ausdruck findet. Aber gerade dieser Kampf deutet darauf hin, dass hier etwas zu Ende geht. Und wir täten gut daran, das,was hier zu Ende geht, baldigst und mit allem Nachdruck durch etwas anderes zu ersetzen: durch erneuerbare Energien und Ressourcen - seien es materielle, die wir in der Natur finden oder in neuer Weise aus der Natur schöpfen müssen, seien es immaterielle, die wir in uns selbst finden oder aus uns sel

Schlagzeile

Um in der globalen Wissensgesellschaft zu bestehen, brauchen wir eine Neugewichtung unserer intellektuellen, sozialen und kulturellen Ressourcen.

Weitere Artikel aus der Kategorie "Belletristik/Essays, Feuillton, Literaturkritik, Interviews"

Alle Artikel anzeigen